get to know the creator
Wie die meisten Comic Zeichner begann ich im zarten Alter von … keine Ahnung mehr, das ist so lange her, dass ich das Gefühl habe, ich habe nie nicht gezeichnet. Egal. Also:
Meine Eltern wollten, genauso wie ich, dass ich auf eine Kunstschule gehe. Was ich natürlich tat um als Grafik-Designer ausgebildet zu werden. Im ersten Jahr wurde uns dort nämlich gesagt, dass der Beruf auch das Zeichnen von Comics beinhaltet.
Die ersten drei Buchstaben meines Nachnamens Trübswasser ergeben übrigens mein Pseudonym TRUe. – Aber das sind doch vier Buchstaben! – Ja, eh, aber international wird ü durch ue ersetzt.
Bernd (TRUe) Trübswasser –
that’s me!
Ich werde übrigens nie vergessen wie unser alter, glatzköpfiger Professor in seinem Smaragdgrünen Sakko das Wort COMIX mit Kreide auf die Tafel schrieb und uns dann anstrahlte mit den Worten: Comix, mit X!“ Er hat sich echt bemüht, dass wir ihn cool finden. Hat damals nicht so gut funktioniert aber er hat uns wirklich viel Nützliches beigebracht. Danke dafür, Herr Professor! Also, wo war ich … ach ja!
Man sagte uns also, dass Grafiker Comics zeichnen. Stimmt … ja so irgendwie auch. Die meisten Comic Zeichner die ich kenne waren ursprünglich Grafiker … aber keiner von ihnen hat im Zuge seiner Ausbildung als Grafik Designer gelernt, Comics zu zeichnen. Darum haben wir uns alle selbst gekümmert.
Die Arbeitswelt vs. die innere Stimme
Egal, nach meinem Schulabschluss arbeitete ich also erst mal ein paar Jahre als Grafiker um Geld zu verdienen. Weil das mit Comics ja nicht geht. Sagte man mir.
Aber nach etwa 15 Jahren Berufspraxis wurde eine Stimme in mir laut, ja, sie begann mich förmlich anzuschreien, ob ich denn wahnsinnig sei, mein Leben so zu leben als hätte ich keine andere Wahl! Was tu ich da eigentlich? Ich wollte nie Grafiker werden, ich wollte immer Comics zeichnen! Das war mein Kindheitswunsch! Mein Traum!
Also machte ich einen zweijährigen, berufsbegleitenden Online-Kurs (mit Abschluss!) für Comic Zeichner. Damals hieß das Comicademy, inzwischen heißt es Comicampus. Nur zur Info. Hier lernte ich die komplette Bandbreite der Comic-Welt kennen und fühlte mich im ersten Moment wie erschlagen. Ich hatte das Gefühl, nichts zu wissen und nichts zu können. Was übrigens sehr gut war! Denn so war ich bereit wirklich zuzuhören und zu lernen.
Das ist die erste Seite meiner Abschlussarbeit bei der Comicademy. Daraus entwickelte ich meinen ersten Comic.
Der erste eigene Comic
Mit dieser Ausbildung im Gepäck begann ich langsam, voller Selbstvertrauen, weniger und weniger als Grafiker zu arbeiten.
Ich nahm kleine Aufträge für Illustrationen an, übte täglich Comics zu zeichnen und begann auch gleich an meinem ersten eigenen Comic zu arbeiten. Den veröffentlichte ich ca. ein Jahr danach auch unter dem Namen „Corpus Christi“ beim TNA (TheNextArt) Verlag. Jetzt ging es los! Jetzt konnte die Kohle nur so herein rollen! … dachte ich.
Nun wurde mir erstmals bewusst, wie egal ich der Welt eigentlich war.
Das meine ich keineswegs negativ. Es war tatsächlich ein ziemlich befreiender Gedanke. Comics zu machen ist ja schon ein ziemlicher Kraftakt, aber Comics zu verkaufen … das ist nochmal eine ganz andere Liga. (Deshalb an der Stelle: Respekt an alle Verlage, egal ob groß oder klein. Der Verkauf von Comics ist kein Kindergeburtstag.)
Das Cover meines ersten veröffentlichten Comics – Corpus Christi. Ein Supernatural / Western Mix der in der Stadt Corpus Christi in Texas spielt. Die Stadt gibt’s wirklich, kein Scherz!
Zu dem Zeitpunkt war mir das jedenfalls noch nicht so richtig klar. Ich dachte, wenn ich bessere Comics mache und vielleicht bei einem großen Verlag lande, gelingt mir ein kleiner Durchbruch und ich kann zumindest mal etwas Geld mit Comics verdienen. Also überlegte ich mir, worüber ich am besten Bescheid wusste. Und das war definitiv Shaolin Kung Fu.
Ein kleiner Ausflug in die Welt der Shaolin
Der Auslöser
2004 begann ich mit dem Training von Shaolin Kung Fu. Warum?
Weil ich ein niedriges Selbstbewusstsein hatte, mich nicht behaupten konnte und manchmal tatsächlich ein mulmiges Gefühl hatte, wenn ich Nachts durch die Innenstadt zog. Als ehemaliger Skater war ich es gewohnt das Ziel von Schlägertypen zu sein. Auch wenn ich nie wirklich in eine Schlägerei geraten bin war es manchmal doch verdammt knapp. Aber zu der Zeit war ich kein Skater mehr, zog mich auch nicht mehr so an und trotzdem strahlte ich wohl Unsicherheit und Angst aus. So etwas zieht gewaltbereite Typen an wie ein Magnet. Das musste aufhören.
Yo! So hab ich damals (ca. 2000) ausgesehen. Zu cool für diese Welt.
So hab ich mich zumindest gefühlt. 😎 🤣
Der Beginn
Also startete ich zum Shaolin Tempel Austria in Wien um dort mein Training zu beginnen, in der Hoffnung, diesen Idioten eines Tages entschlossen entgegentreten zu können.
Ich kippte innerhalb kürzester Zeit vollständig hinein und fuhr mindestens einmal im Monat die 200 Kilometer von Graz in die Landeshauptstadt um zu trainieren. Gleich nach dem ersten Training fühlte ich mich im Shaolin Kung Fu angekommen. Es ging nicht nur um das Training, es ging um wesentlich mehr. Und das hatte ich mir auch erhofft.
Ende 2004 habe ich mit Shaolin Kung Fu begonnen. War schon eine echt tolle Zeit!
Die Quintessenz
Das Kung Fu Training ist eigentlich nur das Mittel zum Zweck. Und der Zweck ist … etwas sehr Persönliches und individuell Verschiedenes.
Manche finden ihren Lebenszweck, andere ihre Spiritualität und ich fand mein Selbstbewusstsein. Wie das funktioniert, dass jeder seine eigenen Fragen beantworten kann? Ganz einfach! Das Training ist so dermaßen hart und anstrengend, dass der Kopf völlig frei von störenden Gedanken wird. Wie bei einer sitzenden Meditation, nur geht es schneller und plötzlicher. Es ist schon erstaunlich, wie unwahrscheinlich voll unsere Köpfe mit „Straßenlärm“ sind. Nicht nur meiner.
Klarheit finden
Um bei dieser Analogie zu bleiben, es fühlt sich an als wäre man ständig auf einer breiten, stark befahrenen Straße.
Alle Straßen und Gassen sind verstopft, überall gehen Menschen, Motoren brummen, von Baustellen dröhnen Schlaghämmer und Bohrmaschinen, aus Imbiss-Stuben und Cafes kommen Düfte die sich mit dem Geruch von Abgasen und Asphalt vermischen, der Fahrtwind von LKWs und Bussen bläst einem ins Gesicht, … kurzum: Es geht viel zu viel ab! Und dann …
Und dann kommt man in einen großen, weitläufigen Park in dem man völlig alleine ist und nichts hört außer das Gezwitscher von Vögeln. Und zum ersten Mal kommt man auf die Idee nach oben, zum Himmel zu schauen und bemerkt, dass die ganze Zeit über keine einzige Wolke am Himmel war und die Sonne kräftig scheint.
Das ist der Effekt des Shaolin Kung Fu Trainings.
Das war irgendwann 2014. Da war ich so richtig schön drin in der Materie, ich habe Kung Fu geliebt! Ich liebe es noch immer, hab aber zum Einen kaum noch Zeit um zu trainieren und zum Anderen … naja, sieht das halt alles nicht mehr so schön und geschmeidig aus wie damals. 🤣
Das Gelernte weiter geben
Und weil ich das so wahnsinnig gut fand und dieses Gefühl auch anderen Menschen geben wollte (und weil ich die Idee cool fand, ein Shaolin Mönch zu sein 😬🙏😑), gründete ich nach vier Jahren Training den Shaolin Tempel Graz.
Hier durfte ich elf Jahre lang unter dem Titel „Shifu“ (chin. für Lehrer-Vater) an viele großartige Menschen die Techniken des Kung Fu und die Weisheiten der Shaolin Mönche weitergeben. Nix mit mystischen Kräften, Esoterik oder so. Heftiges Training mit der Lehre auf sein Herz zu hören und seinen Verstand zu benützen. Ganz simpel und effektiv.
Eine kleine Anmerkung, nur zur Sicherheit: Ja, so etwas wie Qi gibt es schon und man kann es am Besten übersetzen als Lebensenergie. Aber Qi ist weder übernatürlich noch verleiht es einem übermenschliche Kräfte. Das wollte ich nur gesagt haben.
Wenn es die Zeit erlaubt, trainiere ich noch immer. Inzwischen aber verschiedene Kung Fu Stile, nicht nur Shaolin. Das Foto hier ist auch nicht mal so alt, ist aus 2024. 🙂💪
Fazit
Das Verrückteste war, dass ich zu Beginn überhaupt nicht lernte zu kämpfen, weil man im Shaolin Kung Fu in der Anfangszeit nur sogenannte Formen (das sind festgelegte Bewegungsabläufe) läuft.
Trotzdem hatte ich schlagartig keine Probleme mehr mit Schlägertypen oder dergleichen. Und warum? Weil ich ein völlig anderes Auftreten hatte. Ich war selbstbewusst. Das strahlte ich aus, das konnte man sehen und spüren. Und das ist übrigens eine Form von Qi.
Tja, und durch das Training wurde mir eben auch klar, wie ich fortan mein Leben leben wollte. Als Comic-Zeichner.
Weiter geht’s
Jetzt hatte ich die grandiose Idee meine Erfahrungen aus dem Kung Fu Training in wöchentliche Cartoons zu verpacken. Ich erhoffte mir so meinem Traum Comic Zeichner zu sein ein großes Stück näher zu kommen.
Also zeichnete ich zwei Jahre lang, jedes Wochenende die sogenannten „Shaolin Stories“. Die kamen in der Community richtig gut an! Aber Geld verdienen konnte ich damit halt auch nicht. Außerdem wurde das neben meinen Jobs als Grafiker / Illustrator und Abends als Shifu anstrengend. Also ließ ich auch das wieder bleiben.
So haben meine Shaolin Stories damals ausgesehen. Diesen Cartoon mochte ich selbst sehr gerne. Irgendwie gemein aber, so ist die Natur. 😅
Also dann
Nun dachte ich, es wäre am Klügsten meine zeichnerischen Fähigkeiten so weit auszubauen, dass ich mit den Größen aus der US Comic Szene mithalten konnte.
Dann würde ich mich bei Marvel oder DC Comics bewerben, die würden mich mit Handkuss nehmen und dann stünde meiner Karriere als Starzeichner nichts mehr im Wege. Also begann ich wieder zu üben wie ein Wilder. Dann kam ich zu ASH – Austrian Superheroes. Ich fand das genial, wie erfolgreich die Typen waren und drängte mich auf, auch mal ein Heft zu zeichnen. Nur die Hauptstory versteht sich und wenn, dann nur Pencils und Inks. … Also manchmal, ja manchmal wurde aus meinem ursprünglichen „kein Selbstvertrauen“ fast ein bißchen zu viel. Aber eben nur fast. 😅 Denn für die Macher von ASH war das in Ordnung. 😎
Zeichnen wie ein (kleiner) Star
Ich zeichnete also die Hefte #9, #15 und #21 und war überzeugt, das könnte mir helfen meine Fähigkeiten als Comic Zeichner auf das der US-Superstars zu heben. Naja, nicht ganz.
Natürlich wurde ich besser aber das Niveau eines Joe Madureira oder Humberto Ramos (meine absoluten Lieblingszeichner) konnte ich in der kurzen Zeit nicht annähernd erreichen. Mir wurde klar, dass ich einerseits zu spät ernsthaft mit dem Comic-Zeichnen angefangen hatte und andererseits nicht die Ausbildung der Superstars hatte. Und mit fast 40 lernt man halt wirklich nicht mehr so schnell wie mit Anfang 20. Aber, ich bin ein furchtbar sturer Bock.
Eine fertig geinkte Doppelseite aus ASH #9 – Schatten (Gefahr im Untergrund)
Dann mach ich halt alles alleine
Nach ein paar gescheiterten Versuchen mit Partnern einen eigenen Comic ins Leben zu rufen, wurde mir klar: Ich bin irgendwie nicht kompatibel als Partner. Ich bin ein sturer, nerviger Querkopf. Lieber ist mir allerdings die Bezeichnung „Visionär“ 🤩😁
Wie auch immer, Ende 2019 fasste ich den Entschluss, alles hinzuschmeissen um mich ausschließlich auf die Veröffentlichung meines eignen Comic Projektes zu konzentrieren. Mir war klar, dass ich in dem Fall nur nach dem Prinzip „Alles oder nichts“ funktioniere. Nebenbei einen Comic zu machen war mir zu halbherzig. Also kündigte ich meinen Job, schloss die Pforten des Shaolin Tempel Graz, warf all meine Ersparnisse auf einen Haufen und begann mit der Arbeit an LINK FIGHTERS.
Tja, und das war eigentlich auch schon die ganze Geschichte!
Über die Entstehung von LINK FIGHTERS kannst Du hier lesen.
Wenn Du Teil der LINK FIGHTERS Community werden möchtest, kannst Du das sehr gerne auf Patreon tun und ein Patron werden.
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Was mir noch am Herzen liegt
… ein, zwei Dinge muss ich noch unbedingt los werden.
Mich seit 2020 ausschließlich auf LINK FIGHTERS konzentrieren zu dürfen und zu können verdanke ich größtenteils meinen Eltern. Sie haben mir erlaubt auf eine Kunstschule zu gehen. Es war sogar ihre Idee! Und ohne ihre finanzielle Unterstützung wäre LINK FIGHTERS bis hierher unmöglich gewesen.
Auch ohne die Unterstützung meiner Frau, die so sehr an mich glaubt wie niemand sonst auf diesem Planeten, könnte ich meinem Traum nicht folgen. Und jetzt, wo wir zu dritt sind, habe ich endlich den lebendigen Grund, weshalb ich um alles in der Welt Comic-Zeichner sein will: Meine kleine Tochter.
Ich möchte ihr erstens, alles ermöglichen können, was sie braucht um einmal ein selbstbestimmtes und weitestgehend unabhängiges Leben zu führen.
Und zweitens möchte ich das als der Mensch tun, der ich am liebsten bin und der das tut, was er am besten kann: Als Comic zeichnender Papa.
Denn eines Tages will ich ihr ehrlich sagen können:
Egal was Du vor hast,
wenn Du es Dir vorstellen kannst,
kannst Du es auch erreichen.
Das Herz zeigt Dir Dein Ziel,
der Verstand Deinen Weg.